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Süditalien: Apulien, Kalabrien & Sizilien
von Regen & Hagel zu Frühlingsgefühlen
Buongiorno!!
Nach einem kurzen Regenerationsaufenthalt auf dem Land (die Grippe macht auch vor Campern keinen Halt), geht es weiter nach Gallipoli am Meer und den Stiefelabsatz wieder hinauf. Wir entdecken einen Stellplatz mit Eseln und eigenen Bio-Produkten in der Nähe von Francavilla Fontana und steuern diesen an. Es entpuppt sich als richtige Oase und wir genießen ein paar Tage die Sonne zwischen Kakteen, Tieren und in netter Gesellschaft.
FYI: Hier könnt ihr sehen, wo wir uns gerade befinden und euch noch mehr Fotos anschauen: Find Penguins Routenverfolgung
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Den Hof betreiben eine Deutsche und ein Italiener, die lange zusammen in Deutschland gelebt haben und sich dann den Traum eines eigenen Hofes und der Produktion von hochwertigen Produkten in Italien erfüllt haben. Die zwei bieten auch mehrtägige Kochkurse an und wir genießen ein super leckeres Abendessen, bei denen wir viel über die regionalen Produkte und deren Zubereitung lernen. Von einer Auswahl an Antipasti mit verschiedenen Patés, über eine Neukreation des für die Region bekannten Rezepts “Orecchiette con Cime di Rapa” mit handgemachten Nudeln bis zu Desserts verfeinert mit ihrem eigenen Balsamico di Puglia (aus Kirschen und Rotwein).
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Wir merken schnell, wie viel Herzblut in den Produkten steckt. Gekrönt wird die Auswahl der Olivenöle zum Beispiel von einem Öl aus 1000-jährigen Bäumen, mit dem sie schon diverse Preise gewonnen haben. Am nächsten Morgen fahren wir gemeinsam in den Nachbarort Ceglie und bummeln über den stattfindenden Flohmarkt, bei dem es alle möglichen Schätze gibt. Da wir für unsere Verhältnisse früh unterwegs sind, kehren wir zur Stärkung in einem Café ein und hier gibt es zu meinem Erstaunen eine riesige Auswahl an Tee. Es scheint auf jeden Fall nicht die Regel zu sein, denn die kleine Teezeremonie wird vom Nachbartisch sehr misstrauisch beäugt. Ich bin ganz begeistert!
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Am nächsten Tag geht es für uns weiter, nachdem wir uns mit Leckereien eingedeckt und von allen tierischen Freunden verabschiedet haben. Nach anfänglichem Misstrauen haben wir uns auch mit den 2 Prachtexemplaren von Cane Corso angefreundet. Solange zumindest, bis Giada anfängt mit ihren tellergroßen Pfoten zum Spielen aufzufordern…
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Wir machen einen kurzen Stopp in Tarent, welcher Ort keinen guten Ruf hat, da hier das größte Stahlwerk Europas steht, welches stark umstritten ist. Der Ort strahlt einen morbiden Charme aus, zwischen den verlassenen Häusern und der modernen Einkaufsstraße. Funfact: im Deutschen ist morbid ja eher negativ behaftet, das italienische “morbido” bedeutet jedoch weich oder zart. Die Wahrheit liegt vielleicht irgendwo dazwischen?
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Unser nächstes Ziel heißt: Matera in der Region Basilikata. Hier erwartet uns eine außergewöhnliche Stadtkulisse, spektakuläre Ausblicke und kulturelle Highlights. Die Stadt liegt auf einem Hügel und ist bekannt für die “Sassi” - Höhlenwohnungen, welche damals direkt in den Fels gehauen wurden. Auf Grund schlechter hygienischer Bedingungen mussten die Bewohner damals die Höhlen verlassen, heutzutage gelten sie als Touristenhighlight. Man kann heute auch eine im 16. Jahrhundert angelegte Zysterne besichtigen, die früher 5 Millionen Liter Wasser fasste. Allein die Größe der unterirdischen Höhle muss faszinierend sein, leider ist sie um diese Jahreszeit geschlossen.
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Abends besuchen wir noch das Museum im Palazzo Lanfranchi, in dem unter anderem Gemälde von Carlo Levi ausgestellt sind, einem der bedeutendsten Maler des italienischen Realismus. Vor dem riesigen Gemälde “Lucania ’61” könnte man lange Zeit verbringen, denn die unterschiedlichen Szenen ziehen einen in seinen Bann. Dieses Werk entstand anlässlich der Hundertjahrfeier der Vereinigung Italiens und ist eine visuelle Hommage an die Basilikata, eine Region, der Levi sehr verbunden war, da er dort während der faschistischen Ära im Exil lebte.

Am nächsten Tag wandern wir auf das gegenüberliegende Hügelplateau von Matera, von dem man zum Einen einen tollen Blick auf die Stadt hat und zum Anderen weitere Höhlen sehen kann. Die Stadt und ebenso die Landschaft ist wirklich einzigartig!
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Nun zieht es uns wieder ans Meer und wir überqueren die Grenze nach Kalabrien. Leider erwartet hier in der Nebensaison viel Müll an den Stränden und man kann sich kaum vorstellen, dass in den heruntergekommenen Beach Clubs im Sommer volle Hütte ist. Außerdem läuft hier wohl viel über Mundpropaganda oder - man weiß es halt einfach - denn laut Google Maps haben die Lokale alle offen. Wir genießen die Meeresluft trotzdem und schmeißen unseren Grill an.
In den nächsten Tagen zeigt sich Süditalien eher von seiner mürrischen Seite, mit viel Regen und sogar Hagel. Für die Zitronen- und Orangenernte ist es wohl auch etwas zu viel des Guten, denn viele Felder stehen direkt unter Wasser. Uns zieht es in tropischere Gefilde und ratet mal, wohin es uns zieht: nach Tropea - dem beliebten Sommerziel in Kalabrien. Direkt am Rande der Felsen zum Meer thront die Stadt vor uns. Dass es hier im Sommer voll werden kann, sieht man schon direkt an den Parkplatzpreisen. Um diese Jahreszeit und bei Regen wird aber wohl eher nicht wirklich kontrolliert... Wir schlendern durch die Stadt, die erstaunlich verlassen wirkt und gehen von Café zu Café, bis endlich eine Pizzeria ihre Toren öffnet. Den nächsten Morgen beginnen wir mit einem Strandspaziergang und sehen Fischern beim Netze ausbessern zu. Vom Meer zieht schon wieder eine dunkle Wand auf und wir fahren weiter.
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Unser letzter Stopp in Kalabrien ist die Stadt Reggio Calabria, welcher Name an die Teilung Siziliens von Kalabrien erinnert. Dort schlendern wir durch die große Einkaufsmeile, essen unser erstes (!!) Eis und besichtigen das Nationalmuseum mit den beiden berühmten Bronzestatuen von Riace. Die perfekt erhaltenen griechischen Statuen aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. wurden 1972 im Ionischen Meer, vor der Küste von Riace Marina, gefunden und zählen heute zu den bedeutendsten bildhauerischen Meisterwerken griechischer Kunst weltweit.
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Am nächsten Tag nehmen wir die Fähre nach Messina, Sizilien. Dort empfängt uns erstmal Verkehrschaos, wie wir es bisher nicht gesehen haben. Überall parken Autos in 3. Reihe, es wird am Laufenden Band gehupt und kein Parkplatz weit uns breit, weshalb wir ohne Halten weiterfahren.
Wir fahren an der Küste entlang bis nach Taormina, wo wir im Nachbarort einen guten Stellplatz finden. Die Besitzer bieten einen Shuttle Service in den bekannten Ort an, denn er liegt malerisch auf einem Hügel. Schon nach kurzer Fahrt hat man einen tollen Blick auf die kleine “Isola bella”, auf die über eine schmale Sandbank mit dem Festland verbunden ist. Oben angekommen, erstrecken sich viele kleine, charmante Gassen vor uns, in denen es viel zu entdecken gibt. Das Wahrzeichen der Stadt ist das antike Theater, das sowohl römische als auch griechische Bestandteile vorweist. Von dort hat man einen wunderschönen Blick auf das Meer und über die Stadt. Nur der Blick auf den Etna wird uns durch die Wolken verwehrt.
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Wir essen unsere erste sizilianische Caponata und wahnsinnig leckere Pasta. Mit den Portionen meinen sie es so gut mit uns, dass wir einen Teil davon mitnehmen und uns am nächsten Tag nochmal darüber freuen. Wenn das Don Corleone wüsste…
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Der Strand hier ist übrigens geprägt von Vulkangestein und lädt zum Steine- oder Fliesensammeln ein. Oder durch das viele angespülte Treibholz auch zu einer Outdoor Sporteinheit 😃
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Leider steht eine Schlecht-Wetter-Front an und es lädt nicht gerade zu einer Wanderung auf dem nicht weit entfernten Etna ein. Daher beschließen wir, erstmal an die Nordküste zu fahren und zu einem anderen Zeitpunkt noch einen Anlauf zu nehmen.
Daher geht’s einmal durchs Landesinnere und auf dem Weg liegt mitten in den Bergen, man glaubt es kaum, eine alte Rennstrecke. Daher heißt es für uns: auffe aufn Berg und auf den Spuren der “Targa Florio” wandeln. Man kann sich kaum vorstellen, dass durch diese kleinen Örtchen und engen Straßen von 1906 bis 1977 ein Stück Geschichte im Motorrennsport geschrieben wurde. Heute noch liest man “NINO” an den Hauswänden, bezogen auf Nino Vaccarella, der 1970 mit einem 560 PS starken Ferrari durch die Gassen gepflügt ist.
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Wir testen einen Hof mit neuen Stellplätzen, der eigentlich noch gar nicht eröffnet hat, aber für uns Füchse nicht unentdeckt bleibt. Von dort wandern wir im Parco delle Madonie und sind von der botanischen Vielfalt beeindruckt. Über 2600 verschiedene Pflanzenarten, davon 150 endemisch für Sizilien, beherbergt der Park. Von der Fauna sehen wir zum Glück nur großflächig zerwühlten Waldboden zwischen den Korkeichen und machen keine Bekanntschaft mit den ansässigen Wildschweinen. Wir genießen die Sonne, die die Wolken verdrängt hat und uns somit einen Rundumblick über die tolle Landschaft gewährt.
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Am nächsten Tag geht es wieder abwärts Richtung Küste, so wird uns also nie langweilig! Auf dem Weg haben wir richtige Frühlingsgefühle: wir sehen die ersten rosa blühenden Mandelbäume und überall gelbe Wiesen. Unten angekommen, heißt es daher als Erstes: Rein ins kühle Nass! Frisch ist es schon, aber eine warme Dusche steht bereit.
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Mit diesem wundervollen Abendrot von gestern Abend verabschieden wir uns für dieses Mal. Wir schicken euch die allerliebsten Grüße und hoffen, dass wir euch in Gedanken an ein paar Orte mitnehmen konnten.

Buona giornata a voi,
Eure Louisa & Florian
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